Haussperlinge zählen vielleicht zu den erfolgreichsten Vogelarten. Ursprünglich aus Europa und Asien stammend, wurden sie 1851 von Eugene Schieffelin in Nordamerika eingeführt, um einen Baumbefall mit Raupen in New York City zu bekämpfen. Er soll es laut Überlieferung auch gewesen sein, der für die Freilassung von 100 Staren im Central Park in den frühen 1890er Jahren verantwortlich war, mit der romantischen Vorstellung, alle shakespearischen Vögel in die neue Welt einzuführen. Beide Arten blickten sich um und entschieden sich zum Bleiben. Heute schätzt man, daß es bis zu 500 Millionen Haussperlinge und 200 Millionen Stare in Nordamerika gibt. Ironischerweise sind ihre rücklaufenden Zahlen in Europa besorgniserregend.
Von New York City aus eroberte der Haussperling (Passer domesticus) den Großteil des nordamerikanischen Kontinents, Alaska und Nordkanada ausgenommen, und hat sich auch in Gebieten Südamerikas, Afrikas, Australiens und Neuseelands ausgebreitet. Er ist gesellig und geschwätzig und hält sich meist mit seinen Brüdern und Schwestern auf. Nicht jeder liebt ihn, und er wird von vielen als Schädling angesehen, der mit einheimischen Arten um Nahrung und Nistplätze konkurriert. Ich bin der Meinung, daß Tiere und Pflanzen schon immer Völkerwanderungen gefolgt sind, und daß die Bekämpfung dieser Realität bereits im Voraus zum Scheitern verurteilt ist.
Mir fällt es schwer, nicht von diesem lebhaften, neugierigen und furchtlosen kleinen Vogel, der nicht mehr als 30 Gram wiegt, aufgeheitert zu werden. Trotz der begrenzten Farbpalette sind seine weißen, grauen, schwarzen und braun- bis rotbraunen Federn attraktiv angeordnet. Auch wenn es seiner Stimme an Wohlklang fehlen mag, kompensiert er mit fast ununterbrochenem Geschnatter und Geplapper. Die einfallsreiche Art gedeiht in vielen Umgebungen. Wie der Name andeutet, hält er sich gern in der Nähe menschlicher Behausungen auf. Seine ursprüngliche Nahrung besteht hauptsächlich aus Samen und gelegentlich auch Insekten, aber in Wirklichkeit ist er ein Allesfresser, und ich mache mir ein wenig über seine Vorliebe für Junkfood Gedanken. Egal ob an der Futterstelle im Garten, auf Marktplätzen oder Bahn-(oder Flug-)häfen, wo es was zu futtern gibt, sind Spatzen zahlreich vertreten.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde ich an ihre Allgegenwart erinnert. Während wir im November am Flughafen in Denver auf meinen Abflug wartete, wurden mein Mann und ich von Haussperlingen umzingelt, im Cafeteria Bereich, mitten im Terminal. Sie behielten alle Vorgänge genau im Auge und reagierten flink. Wann immer etwas Essbares zu sehen war, flogen sie vom Dach zum Boden, vom Boden zum Stuhl, vom Stuhl zum Tisch, vom Tisch zum Dach, wo sie kleine Öffnungen entdeckt haben müssen, die ihnen Zu- und Ausgang ermöglichen. Trotz aller gültigen und logischen Argumente gegen diese Art Szenarium lächelte ich vor mich hin, und knipste lustig mit meiner Kamera drauf los.
Auf die allgegenwärtigen, anpassungsfähigen und immer gutgelaunten Haussperlinge, die schon öfter meinen Tag versüßt haben.
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In vielen Städten kommt er in Deutschland kaum noch vor. Das ist zum Glück in meiner Gegend nicht der Fall. Schöne Bilder mit einem tollen Beitrag zeigst Du da.
LG Jürgen
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Sein Verschwinden ist besorgniserregend. Ich hoffe seine Zahlen werden sich wieder verbessern!
Ich danke Dir herzlich für Deinen Kommentar, lieber Jürgen. Bis bald.
Tanja
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Interessant, ich wusste gar nicht, dass er ausgewandert ist. Und ich mag diesen liebenswerten Vögel sehr.
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Eher ausgewandert worden, wenigstens was Nordamerika betrifft. Ich weiß nicht, ob er sich aus eigenen Kräften über Ozeane schwingen könnte. Es freut mich, daß Du mein Gefallen and diesen lustigen Gesellen teilst, liebe Anna.
Herzliche Grüße,
Tanja
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Liebe Tanja,
das ist ja hochinteressant. Ich wußte nicht, daß Sperlinge und Stare nach Nordamerika eingeschmuggelt worden sind.
Ich mag die kleinen Federfrechlinge auch sehr gern und früher gab es eindeutig mehr von ihnen. In Köln haben sie mir – vor dreißig Jahren – auf der Domplatte Körner aus der Hand gefressen.
Wir wandern gelegentlich durchs Windrather Tal, dort gibt es einen Verband von sechs Biobauernhöfen und dort finden sich zu unserer Freude nach wie vor viele Spatzen. 🙂
Hier kannst Du mal ins Tal blicken:
http://www.biohoefe-windrathertal.de/
Tschilpende Grüße von
Ulrike
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Liebe Ulrike,
über Dein Gepiepse habe ich mich sehr gefreut. 😊 Und den Blick ins Tal habe ich auch sehr genossen, ebenso wie über die Tatsache, daß auch Du den Spatzen zugeneigt bist. Zur Zeit sind einige im Garten aktiv, und ich sehe ihnen gerne zu.
Grüße aus dem frühlingshaften Colorado.
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Liebe Tanja,
ich liebe die Haus Spatzen und auch die Feld Spatzen sehr.
Leider gibt es auch bei uns immer weniger, an meinem Futterplatz zum Beispiel gibt es erst neuerdings einen einzigen Haussperling.
Ich freue mich über ihn sehr.
Gut zu lesen, dass es bei euch noch viele gibt.
Immerhin ist sein Bestand auch hier noch ungefährdet, wenn auch abnehmend.
Toi toi toi für diesen Lebensbegleiter!
Liebe Grüße
Brigitte
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Diese Vögelchen machen einfach gute Laune, oder? Ist denn eigentlich bekannt, warum die Spatzenzahlen in Europa so abgenommen haben?
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Soviel ich weiß sind es fehlendes Futterangebot und fehlende Nistmöglichkeiten.
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Da hast du ja am Flughafen in Denver eine kurzweilige Wartezeit gehabt!
Viele Gruesse aus Kanada
Christa
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Allerdings! Sie waren sehr unterhaltsam. 🙂
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Ich liebe sie auch, die kleinen frechen Spatzen. Im Winter füttere ich Dutzende durch – sie fressen mir noch die Haare vom Kopf. Aber ich mach‘ es gern… Liebe Grüsse, Ulrike
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So geht es mir auch, liebe Ulrike. Frau könnte ihr Geld für weniger wichtige Dinge ausgeben als für Vögel! Machen wir weiter so.
Herzliche Coloradofrühlingsgrüße,
Tanja
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Mein Spaaaaatz… So hat mich immer meine süße Oma genannt. Vielleicht weil ich als Kind auch so viel getschilpt habe? 😉 Zauberhafte Bilder hast Du von einem meiner Lieblinge gemacht! Den muss man doch einfach ins Herz schließen!
In Neuseeland hatte ich das Glück, sie an einem gift-grünen See beim Insektenjagen beobachten zu können. Mein Avatar ist von dort… LG Simone
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